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Einleitung

Über Jahrtausende war das Feuer zum treuesten Wegbegleiter des Menschen geworden. Seine durchdringende Wärme und seine faszinierende Erscheinung hat den Menschen weltweit an die Feuerstelle gefesselt. Offene Flammen und Glut waren unzertrennlich mit dem menschlichen Alltagsleben verknüpft. 

Erst durch die Entwicklung neuartiger wärmetechnischer Produkte haben sich im Laufe der Industrialisierung die zwei Wesen entfremdet. Fundamental isolierte Wärmestrukturen und intelligente Wärme-Infrastrukturen distanzierten das Feuer zusehend vom menschlichen Geschehen. 

Bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts haben sich die Ströme der Wärmeressourcen innert weniger Generationen schliesslich weltweit neu eingependelt. Deren in Windeseile erreichten Gössenordnungen übersteigen bis heute unser normales Vorstellungsvermögen.

Kohle, Gas und Erdöl als dominante Energieträger werden in weltumspannenden Märkten verschoben und in mannigfacher Weise in Wärme gewandelt. Es sind nicht mehr die lokalen Feuerstellen die lodern. Stattdessen wüten in den Kraftwerken riesige kontrollierte "Buschfeuer", die kaum mehr je erlöschen. Vor Jahrmillionen in fossilen Brennstoffen eingelagerte Energiemengen werden so innert weniger Jahrhunderten in Form von Wärme freigesetzt. Ein wesentlicher Teil dieser Energieressourcen wird schliesslich als Komfortwärme in unsere Gebäude geschickt.

Es sind die gebäudetechnischen Wärmestrukturen, welche uns im folgenden interessieren. Die vitale Wärmeversorgung unserer architektonischen Lebensräume ist zu einem der Hauptkonsumenten der globalen Wärmewirtschaft geworden. Gemeint sind hier die latenten Wärmeströme, die tagtäglich unter die Haut gehen und uns die harte klimatische Umwelt oft vergessen lassen. 

Um die Grössenordnung dieser technischen Realisierung weltweit abschätzen zu können, ist es hilfreich die wärmetechnische Entwicklung in der Architektur zurück zu verfolgen in die Tiefen vergangener Epochen. Schon früh trifft man auf Menschen, die mit technischer Architektur ihren Wärmehaushalt erweitert und intelligent geregelt haben. Und immer wieder kristallisiert sich die klimatische Rhythmik des Alltags heraus, worin der Mensch sich durch Klima und Epochen zwängt.

Nach diesem tiefen Rückblick gelangt man zurück in die globalisierte Welt. Hier zwingen die Auswirkungen unserer Energiewirtschaft die Gesellschaft in neue Grenzen. Vernünftige Gleichgewichte müssen gefunden und geregelt werden. Und schliesslich stellt sich allgemein die Frage wie wir in Zukunft ökonomischer durch eisige Nächte, schlechtes Wetter und kalte Jahreszeiten kommen.

In welcher Frist diese Wärmeversorgung auf Nachhaltigkeit getrimmt werden kann, liegt unter anderem in den Händen der Architektur. Es ist eines der komplexesten Kapitel der Architekturgeschichte das in den kommenden Jahrzehnten dringendst geschrieben werden muss.

Die Globalisierung hat unser Leben diversifiziert und uns gleichzeitig zusammengerückt in eine weltweite Gesellschaft, deren Probleme sich sehr nahe gekommen sind. Die folgenden Kapitel sollen vielleicht helfen, das globale Problem wieder lokal verständlich zu machen, indem wir neu lernen das Wesen unserer eigenen vier Wände besser zu verstehen.

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