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3.

Selektivität

Je konsequenter ein Gebäude wärmetechnisch eingepackt ist, desto prägnanter kommen die Charakteristiken der einzelnen Struktursegmente wärmetechnisch zum Vorschein. Schichtung und Materialzusammensetzung widerspiegeln zur Wandoberfläche eine spezifische zeitliche Tiefenschärfe.

Durch tiefere Heizleistungen und gleichmässigere Aussenwandtemperaturen gewinnen wir turbulenz-ärmere Wärmebilder. Konstanter gefahrene Raumtemperaturkurven provozieren weniger Pendelströme und somit mehr Wärmekomfort. 

Beginnt man nun langsam den zeitlichen Charakter von Ladevorgängen zu verstehen so merkt man, dass verschiedene Strukturen in unterschiedlichen Zeitsegmenten reagieren.

  • eine Wandoberfläche mit einer hohen Wärmekapazität reagiert mit heftigen, dominanten Wärmeströmen auf Potentialänderungen
  • dicke Strukturen reagieren dominant über längere Zeiträume
  • Das Reaktionszeit wächst nicht linear mit der Dicke sondern quadratisch (exponentiell) mit der Dicke
  • Dadurch bekommen die Strukturen je nach Dimensionierung eine zeitliche Charakteristik.
  • Diese Selektivität ist schliesslich wesentlich verantwortlich für die passive Stabilität eines wärmetechnischen Systems

Man könnte meinen die Problematik der Wärmekapazitäten sei nun mit tiefen Quellenleistungen aus der Welt geschafft.

Die Selektivität gewinnt dort wieder neu an Bedeutung, wo sekundäre Quellen oder punktförmige Quellen temporär zum Raumklima beitragen. Sei dies zum Beispiel ein Cheminée, das in Übergangszeiten "ungeregelt" angeworfen wird. Auch Kochleistungen kommen bei Minergiestandards langsam in die Grössenordnung der eigentlichen Heizleistung. Ferner haben wir es mit Abluftsystemen im Küchen und Sanitärbereich zu tun die mit kurzen aber heftigen Luftströmen das Wärmegleichgewicht schnell zu stören mögen. Ein Gebäude sollte also imstande sein die wärmetechnischen Ereignisse  selektiv dämpfen zu können.